Logo Archaeo | 3D
DE | EN
Logo des Landesamts für Archäologie Sachsen

Blattkachel

Fundort: Dresden Altstadt I (Dresden, Dresden Stadt)
Datierung: Mittelalter | Spätmittelalter | 1400 - 1500 n. Chr.
Material: Irdenware
Fundgegenstand: Relief-Kachel

Objektbeschreibung:

Die quadratische Blattkachel zeigt einen formatfüllenden, sitzenden Drachen mit geöffnetem Maul, langen Ohren, gezacktem Hals, gefiederten Flügeln, zwei kurzen Beinen sowie einem überlangen Schwanz, dessen längliche Quaste bis zum Maul des Fabelwesens reicht. Die Zarge ist am Blatt mit einer groben Kreuzschraffur versehen, die wohl zur besseren Fixierung im Lehm diente. Das Motiv des Drachens ist im Verbreitungsgebiet spätmittelalterlicher Ofenkeramik äußerst beliebt. Die Gestaltung des Wesens ist dabei sehr vielgestaltig, was auf den Mangel realer Vorbilder zurückzuführen ist. Dementsprechend vielgestaltig sind die Annäherungen an dieses Wesen. Die Varianten reichen von eidechsenartigen, geflügelten Wesen bis hin zu hoch aufragenden, zwei- oder vierbeinigen Wesen mit oder ohne Flügel. Diese können sowohl an Fledermaus- als auch an Vogelflügel erinnern. Der Kopf ist manchmal gezackt und mit Hörnern versehen. Allen Darstellungen sind das geöffnete Maul mit hervortretender Zunge sowie die vogelartigen Füße gemeinsam. Der Drache symbolisiert die mächtigen Urgewalten und beherrscht durch Feuerspeien, Leben im Wasser, sowie seine Aktivitäten auf der Erde und in der Luft alle vier Elemente. Damit ist er im christlichen Kontext der Ursprung allen Bösen. Generell wird mit den europäischen Drachen zudem Habgier, Gerissenheit, teuflische Hochmut und Hinterlist verbunden, Eigenschaften die vor allem in der zeitgenössischen Literatur sowie im Volksglauben eine wichtige Rolle spielen.

Stefanie Bilz

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Scheffelstraße | DD-183

Fundstellen-Beschreibung:

An der Nordseite der Scheffelstraße wurden von 2008 bis 2009 im Zuge einer Rettungsgrabung zahlreiche alte Flurstücke in Teilen oder vollständig dokumentiert. Auf ihnen befanden sich die Keller der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bürgerhäuser, die Ursprünge dieser Kelleranlagen reichen teilweise bis ins 14. Jahrhundert zurück. Die ältesten baulichen Relikte stammen aus dem frühen 13. Jahrhundert. Außerdem wurde technische Infrastruktur wie Latrinen, Brunnen und Holzwasserleitungen untersucht.

Fundstellen-Typ:

Stadtkern

Befund

Befund-Beschreibung:

Einzelfund

Scanner:

Aicon smartSCAN-HE C5 400mm | Streifenlicht | 0,20mm

Literatur

Stefanie Bilz, Studien zur Ofenkeramik des Mittelalters in Sachsen basierend auf archäologischen Quellen. Ungedr. Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Halle/Saale 2022) 283–286.
Susanne Schöne/Christiane Hemker/Stefan Krabath/Christoph, Die Ausgrabungen an der Dresdner Scheffelstraße (DD-183). Archäologie und Geschichte eines Straßenzuges in der westlichen Altstadt. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege (in Vorbereitung).

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen, Ausstellung: smac | 360°
AAS:00279526

Eine Wiedergabe ist mit dem Vermerk „© Landesamt für Archäologie Sachsen, Scan/3D-Modell: Thomas Reuter“ gestattet. Die Nutzung für kommerzielle Zwecke ist nicht gestattet.

Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2016-12-01_tr_0012/

Zitat des Beitrags / Citation

Stefanie Bilz, Blattkachel. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (06.04.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2016-12-01_tr_0012/

Creativ Common Lizenz Logo CC BY-NC 4.0