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Narwal-Zahn (Fragment)

Fundort: Leipzig Innenstadt (Leipzig, Leipzig Stadt)
Datierung: Neuzeit | Frühe Neuzeit | 1650 - 1700 n. Chr.
Material: Elfenbein
Fundgegenstand: allg. Fundklasse Sonstiges

Objektbeschreibung:

Das Stück von dem Stoßzahn eines Narwales (Monodon monoceros) lässt deutlich die spiralförmigen Längsrillen erkennen. Die Narwalzähne galten seit dem Mittelalter als Stirnwaffen des fabelhaften Einhorns und wurden im Zusammenhang mit der Gleichsetzung der Einhornjagd mit der Menschwerdung Christi durch die Jungfrau Maria als Reliquien verehrt. Vermutlich stammt das Zahnfragment aus dem Umfeld einer Apotheke. Damals war Narwalzahn als universelle Arznei zur Entgiftung sehr geschätzt. Auf diese Verwendung deuten auch die Feilspuren auf dem vorliegenden Stück hin. Außerdem sind die Zähne in fürstlichen Schatzkammern der frühen Neuzeit zu finden. In einen solchen Zusammenhang gehört auch unser Stück: Der Leipziger Apotheker Heinrich Linck (1638–1717) begann um 1670 mit der Anlegung einer naturwissenschaftlichen Sammlung, die im 18. Jahrhundert zu den größten Sehenswürdigkeiten von Leipzig gehörte. Die reichhaltigen Bestände wurden nach dem Erlöschen der Familie Linck im Dezember 1840 durch Fürst Otto Victor I. von Schönburg-Waldenburg angekauft und bilden seitdem den Grundstock des Naturalienkabinetts in Waldenburg.

Lutz Jansen

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Galeria-Kaufhof, ehemals Grimmaische Straße 22 | L-76

Fundstellen-Beschreibung:

Die Wohngebäude in dem Quartier zwischen Neumarkt, Universitätsstraße, Grimmaischer Straße und Gewandgäßchen im Südosten der Altstadt wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der Kaufhof-Konzern errichtete auf dem Gelände ein neues Warenhaus. Das Areal wurde bauvorgreifend von Dezember 1999 bis Mai 2000 archäologisch untersucht. Im März 2000 wurde im Hofbereich der ehemaligen Parzelle Grimmaische Straße 22 (Schnitt 2) eine Latrine freigelegt.

Fundstellen-Typ:

Latrine

Befund

Befund-Beschreibung:

2140: Der runde Latrinenschacht war mit in Lehm versetzten Backsteinen ausgekleidet. Die lichte Weite beträgt 1,30 m. Die Verfüllung bestand aus dunkelbraunem, humosem Sediment (komprimierte Fäkalien) mit Sandlinsen. Eingelagert waren zahlreiche Fragmente von frühneuzeitlichen Keramikgefäßen aus unglasierter und glasierter Irdenware und Steinzeug sowie von einigen Apothekengefäße aus Fayence, des Weiteren viele Backsteinbruchstücke und einige größere Holzkohlestücke.

Scanner:

Aicon smartSCAN-HE C5 125mm | Streifenlicht | 0,06mm

Literatur

Stefan Kirchberger, Ungedruckter Abschlussbericht Ausgrabung Leipzig / Galeria Kaufhof (L-76) [o. Ort 2000] 12.
Ralph Krüger, Das Naturalienkabinett der Apothekerfamilie Linck. In: Leipziger Blätter 35, 1999, 56–58.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00144071

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Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2017-05-18_tr_0003/

Zitat des Beitrags / Citation

Lutz Jansen, Narwal-Zahn (Fragment). In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (05.07.2022). https://archaeo3d.de/sachsen/2017-05-18_tr_0003/

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