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Aquamanile

Fundort: Ehrenfriedersdorf (Ehrenfriedersdorf, Erzgebirgskreis)
Datierung: Mittelalter | Spätmittelalter | 1300 - 1450 n. Chr.
Material: Irdenware
Fundgegenstand: Sonderform, Gefäß, zoomorph

Objektbeschreibung:

Das Bruchstück des Aquamaniles besteht dem sehr detailliert ausgeführten Pferdekopf mit Hals und Ansatz der Brust. Das Tier hat die Ohren aufgerichtet. Die tropfenförmigen Augen mit punktförmigen Pupillen sind weit geöffnet, die Nüstern gebläht, das Maul dagegen geschlossen. Die gekerbten, plastischen Riemen des Halfters umschließen den Kopf nach hinten und oben. Von der Trense ist nur die große Scheibe auf der rechten Seite erhalten. Zwischen den Ohren liegt in der Fortsetzung der Mähne eine sechsteilige, dreieckige Quaste. Das Halfter ist auf der Oberseite des Halses unterbrochen; an dieser Stelle ist eine vertikale Öse mit eckigem Querschnitt angebracht. Von einem weiteren Ösenhenkel an der Brust sind nur Reste erhalten. Die Brust wird durch ein horizontales Ritzlinienband dekoriert. Wie Vergleichsfunde nahelegen, dürfte ein gewappneter Ritter auf dem Pferd gesessen haben. Die figürlichen Gießgefäße haben ihren Ursprung in liturgischen Handwaschgeräten aus Metall. Im Hochmittelalter wurden die Aquamanilen durch den Adel für die höfische Repräsentation übernommen. Bei den Aquamanilen von Burgen handelt es sich überwiegend um Exemplare aus der preiswerteren Keramik. Neben Darstellungen von Löwen und Drachen spielten in diesem elitären profanen Milieu seit dem späten 12. Jahrhundert bis etwa 1400 insbesondere Pferde mit Rittern als figürliche Gießgefäße eine wichtige Rolle. Von der Burg Greifenstein sind Fragmente von insgesamt vier keramischen Aquamanilen bekannt.

Lutz Jansen

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Burg Greifenstein | EF-18

Fundstellen-Beschreibung:

Die nordwestliche Granitformation der Greifensteine wurde 1968 durch den Bodendenkmalpfleger Joachim Seyffarth als Standort einer mittelalterlichen Burg verifiziert. Sondageschnitte ergaben 1969–1971 und 1979 reichhaltige Funde des endenden 12. bis frühen 15. Jahrhunderts aus dem gehobenen adligen Milieu. Als einziger Baubefund wurde die 1,40 m starke Umfassungsmauer der Unterburg dokumentiert. Wahrscheinlich handelte es sich um eine überwiegend aus Holz bzw. Fachwerk errichtete Wehranlage.

Fundstellen-Typ:

Burg

Befund

Befund-Beschreibung:

Lesefund

Scanner:

Aicon smartSCAN-HE C5 200mm | Streifenlicht | 0,08mm

Literatur

Volkmar Geupel/Yves Hoffmann, Burg Greifenstein bei Ehrenfriedersdorf. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 36, 1993, 218 f. [Nr. 167]; 239–241 Abb. 15,4.
Stefan Krabath, Die Entwicklung der Keramik im Freistaat Sachsen vom späten Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert. Ein Überblick. In: Regina Smolnik (Hrsg.), Keramik in Mitteldeutschland. Stand der Forschung und Perspektiven. Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie 57 (Dresden 2012) 64 Abb. 35.
Hans-Georg Stephan, Aquamanilen – Figürliche Gießgefäße aus Keramik. Typologie, Chronologie, Gedanken zu Funktion, Verbreitung und Materialität eines mittelalterlichen Tafelgeräts und Statussymbols. In: Rainer Atzbach u. a. (Hrsg.), Archäologie, Mittelalter, Neuzeit, Zukunft. Festschrift für Ingolf Ericsson (Bonn 2017) 542 Abb. 17,5; 553.
Ingo Kraft, Fragment eines figürlichen Gießgefäßes (Aquamanile) von der Burg Arnstein. Archæo 16, 2019, 31 Abb. 7.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen, Ausstellung: smac | 360°
AAS:00098630

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Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2020-05-12_tr_0003/

Zitat des Beitrags / Citation

Lutz Jansen, Aquamanile. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (05.07.2022). https://archaeo3d.de/sachsen/2020-05-12_tr_0003/

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