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Blattkachel mit szenischer Darstellung

Fundort: Tharandt (Tharandt, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge)
Datierung: Mittelalter | Spätmittelalter | 1350 - 1500 n. Chr.
Material: Irdenware
Fundgegenstand: Relief-Kachel

Objektbeschreibung:

Die fragmentierte Blattkachel zeigt eine lockere Komposition, die so auch von Kacheln aus Böhmen bekannt ist (z. B. aus Litoměřice [Leitmeritz]). Das rechte Drittel nimmt der offene, zwiebelgekrönte Giebel eines ziegelgedeckten Gebäudes ein. Durch diesen blickt man in einen kreuzrippengewölbten Innenraum, in dem, wäre er auf der Kachel erhalten, eine gekrönte Frauengestalt im langen Gewand sitzen würde, die ein Kind auf dem Schoß hält. Vor ihnen kniet eine Gestalt in einem langen Gewand, die in den Händen ein Gefäß darbieten würde. Davor läge eine Krone, dahinter steht ein gesatteltes Pferd. Über dieser Gruppe befinden sich zwei gekrönte Reiter, die jeweils mit der rechten Hand einen kelchartigen Gegenstand halten. Der vordere der beiden weist mit der linken Hand auf einen Stern. Hierbei handelt es sich um eine Darstellung der sogenannten Anbetung der Könige, also die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland an der Behausung des Jesuskindes, wie sie das Neue Testament (Mt 2,1–12) beschreibt und so auch Eingang in andere Gattungen der bildenden Künste gefunden hat. Diese Kachel weist starke Bezüge nach Böhmen auf, motivgleiche Stücke sind bislang nur dort und in Tharandt bekannt. Möglicherweise wurde die Kachel aus Böhmen eingeführt oder ein lokaler Handwerker produzierte sie mit einem importierten Model. In jedem Falle verwundert dies in Anbetracht der Besitzverhältnisse der Burg – vor 1459 böhmisch, 1459 als Mitgift der böhmischen Königstochter in wettinischem Besitz – nicht.

Stefanie Bilz

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Burg Tharandt | TRD-01

Fundstellen-Beschreibung:

Im Jahr 1974 begann eine Arbeitsgruppe des Kulturbundes der DDR mit der Erforschung und Sicherung der Burgruine. Diese Arbeiten hatten in erster Linie die Klärung des Grundrisses der Burg zum Ziel und begannen äußerst innovativ: Mit Hilfe aller verfügbaren geophysikalischen Untersuchungsmethoden lokalisierte man die verschütteten, teilweise erst im 18./19. Jahrhundert abgebrochenen Mauern und legte sie im Bereich der Kernburg gezielt frei. Dabei wurden mehrere Schuttschichten angetroffen.

Fundstellen-Typ:

Burg

Befund

Befund-Beschreibung:

Mehrschichtige Auffüllung des Zwingers, die wahrscheinlich beim Umbau oder bei Aufgabe der Burg entstand. Eine eindeutige Schichtenzuweisung des Fundmaterials und Beschreibung der Schichten sind nicht möglich.

Scanner:

Aicon smartSCAN-HE C5 400mm | Streifenlicht | 0,21mm

Literatur

Stefanie Bilz, Studien zur Ofenkeramik des Mittelalters in Sachsen basierend auf archäologischen Quellen. Ungedr. Dissertation Universität Halle-Wittenberg (Halle/Saale 2022).

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00336609

Eine Wiedergabe ist mit dem Vermerk „© Landesamt für Archäologie Sachsen, Scan/3D-Modell: Thomas Reuter“ gestattet. Die Nutzung für kommerzielle Zwecke ist nicht gestattet.

Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2021-07-22_tr_0007/

Zitat des Beitrags / Citation

Stefanie Bilz, Blattkachel mit szenischer Darstellung. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (14.04.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2021-07-22_tr_0007/

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