Kachel mit Kreuzigungsszene
Fundort: | Freiberg (Freiberg, Mittelsachsen) |
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Datierung: | Mittelalter | Spätmittelalter | 1380 - 1450 n. Chr. |
Material: | Irdenware |
Fundgegenstand: | Relief-Kachel |
Objektbeschreibung:
Die beinahe vollständige Blattkachel zeigt im Zentrum die formatfüllende Darstellung des gekreuzigten Christus. Dessen nur mit einem Lendenschurz begleiteter Körper ist hager, die Rippen treten deutlich hervor. Sein Haupthaar und Bart sind lang, der Kopf von einem schmalen Reif gekrönt und von einem Kreuznimbus umgeben. Die Arme sind gestreckt und tragen das Gewicht des Körpers. Deutlich sind die Köpfe der Nägel in den Füßen und den Handflächen herausgearbeitet. Die Arme des Kreuzes enden jeweils in drei kreuzförmig angeordneten keilförmigen Annexen. Der obere Arm schließt nahtlos an den Rahmen an. Links des Kreuzes steht ein Mann im dreiviertel langen Gewand mit am Hals verschlossenem Mantel. Seine Füße sind bloß, das Haar trägt er halblang, den Kopf umgibt ein einfacher Heiligenschein. Die linke Hand weist zu seiner Stirn, in der rechten hält er ein Buch, das ihn als Evangelist Johannes identifiziert. Die weibliche Gestalt rechts des Gekreuzigten ist als Gottesmutter Maria anzusprechen. Sie trägt ein langes Gewand und darüber einen reich gefältelten, am Hals mit einer runden Spange gehaltenen Mantel. Ihr langes glattes Haar ist offen, der Kopf ebenfalls von einem einfachen Nimbus umgeben. Beide Hände hält sie erhoben. Damit entspricht das Motiv der gängigen Darstellungsweise der Kreuzigung in verschiedenen Gattungen der bildenden Kunst sowie den Schilderungen in den Evangelien (Mt 27,31–56; Mk 15,20–41; Lk 23,32–49; Joh 19,17–37).
Stefanie BilzFundstelle
Fundstellen-Ort:
Obermarkt 16/17 | FG-182
Fundstellen-Beschreibung:
1985 wurde im Hofbereich der unmittelbar an die Nordseite des Obermarktes angrenzenden Grundstücke eine baubegleitende Untersuchung durchgeführt. Dabei wurden neun als Brunnen angesprochene Befunde sowie eine möglicherweise mit dem Stadtbrand von 1484 in Zusammenhang stehende Brandschicht aufgedeckt. Weiterhin wurden die Fundamente des Kaufhauses (2. Hälfte 17. Jahrhundert) beobachtet.
Fundstellen-Typ:
Stadtkern
Befund
Befund-Beschreibung:
Befund 1: Mehrschichtige Verfüllung eines 2 x 2 m großen, mehr als 4,5 m tiefen Brunnens mit mehrfach umgelagertem Bauschutt und Erde. Das obere Verfüllmaterial wurde beim Bau des Kaufhauses in der 2. Hälfte 17. Jahrhunderts eingebracht, unter seinen Fundamenten findet sich ungestörtes Material des 13. bis 15. Jahrhunderts.
Fundzusammenhang:
Die vorgestellte Blattkachel sowie wie weitere Kachelfunde stammen aus der Verfüllung unterhalb der Fundamente des Kaufhauses. Nähere Angaben sind nicht überliefert. Insgesamt handelt es sich um eine für das Mittelalter typische Fundsituation, bei der ein nicht mehr benötigter und/oder beschädigter Gegenstand entsorgt wurde.
Scanner:
Aicon smartSCAN-HE C5 400mm | Streifenlicht | 0,20mm
Literatur
Andreas Becke, Archäologische Untersuchungen im historischen Stadtkern von Freiberg. Sächsische Heimatblätter 32, 1986, 127–137.
Stefanie Bilz, Studien zur Ofenkeramik des Mittelalters in Sachsen basierend auf archäologischen Quellen. Ungedr. Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Halle/Saale 2022).
Yves Hoffmann/Uwe Richter, Eine spätmittelalterliche Abfallgrube mit Ofenkacheln aus Freiberg. Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 76, 1995, 36–46.
Eigentümer/Nutzungsrecht
Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00361931
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Permalink
https://archaeo3d.de/sachsen/2021-08-18_tr_0002/
Zitat des Beitrags / Citation
Stefanie Bilz, Kachel mit Kreuzigungsszene. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (22.09.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2021-08-18_tr_0002/