Görlitzer Schekel
Fundort: | Dresden Altstadt I (Dresden, Dresden Stadt) |
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Datierung: | Neuzeit | Neuzeit | 1500 - 1850 n. Chr. |
Material: | Zinn |
Fundgegenstand: | Münzen |
Objektbeschreibung:
Eine Medaille aus Zinn. Solche Medaillen wurden ab der frühen Neuzeit (ab 1500) als Andenken hergestellt. Sie wurden „gefälschte Schekel“ genannt. Die Medaillen waren ein Andenken an die 30 „Silberlinge“, die Judas für den Verrat an Jesus erhalten hat.
Auf der Vorderseite der Medaille ist ein schlanker Becher in Form einer Sanduhr. Der Fuß des Bechers ist am Fuß verbreitert. Aus dem Becher steigen zwei Rauchfahnen auf. Sie schlängeln sich zum Rand der Medaille.
Um den Rand der Medaille steht in hebräischer Schrift: שקל ישראל. Das bedeutet: Schekel von Israel. Auf der Rückseite der Medaille ist ein gerader Baum mit mehreren Ästen. An den Ästen sind Blätter. Um den Rand der Medaille steht in hebräischer Schrift: ירושלימ הקדושה. Das bedeutet: Jerusalem die Heilige.
Das Vorbild für diese Medaillen waren Silberschekel aus der Zeit des jüdischen Aufstands gegen die römische Herrschaft im Jahr 70.
Es gab im späten Mittelalter eine große Nachfrage nach diesen Andenken. Sie erinnerten an Orte und Ereignisse aus dem Leben von Jesus.
Diese Medaillen wurden auch in Görlitz hergestellt. In der Stadt gibt es seit 1504 eine Nachbildung des Heiligen Grabes in Jerusalem. Solche Medaillen werden bis heute hergestellt und auf dem Gelände des Heiligen Grabes in Görlitz verteilt.
Auf der Vorderseite der Medaille ist ein schlanker, sanduhrförmiger Kelch mit konischer Schale und glockenförmigem Fuß mit verbreiterter Standfläche abgebildet. Aus der Kuppa steigen zwei Rauchfahnen auf, die sich zum Rand schlängeln. Dieser ist umlaufend in hebräischer Quadratschrift verziert: שקל ישראל. Dies bedeutet „Schekel von Israel“. Die Rückseite zeigt einen geradlinigen Spross mit acht asymmetrischen Seitenästen, die jeweils in einzelnen Blättern enden. Die Übersetzung der umlaufenden Inschrift ירושלימ הקדושה bedeutet „Jerusalem die Heilige“. Bei dem Stück handelt es sich um einen „gefälschten Schekel“, der seit dem späten Mittelalter als frommes Andenken an die dreißig „Silberlinge“ erinnern sollte, für die Judas Iskariot Jesus im Garten Getsemani an die Tempelwache verraten hatte. Als Vorbild für diese Prägungen dienten Silberschekel aus der Zeit des Jüdischen Aufstandes um 70 n. Chr. Diese umgedeuteten Schekelmedaillen bedienten eine große Nachfrage an Devotionalien, die an Stätten und Geschehnisse des im Neuen Testament bezeugten Leben Jesu erinnern sollten. Görlitz mit seiner kurz vor 1500 entstandenen Nachbildung des Heiligen Grabes war ein Zentrum der Herstellung dieser Medaillen, die bis in heutige Zeit geprägt und an dem historischen Anlage mit Kapellen und Landschaftselementen ausgegeben werden.
Gabriele Wagner/Florian InnerhoferFundstelle
Fundstellen-Ort:
An der Herzogin Garten | DD-215
Fundstellen-Beschreibung:
Die Fundstelle befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Herzogin Gartens. Das Gelände liegt nordwestlich von Zwinger und südwestlich von der Ostra-Allee.
Im ersten Halbjahr 2014 fanden hier Grabungen statt. Dabei wurden vor allem Gebäude gefunden, die für den Garten genutzt wurden. Sie stammten alle aus der Neuzeit (ab 1500).
Außerdem wurden Reste des Weißeritzmühlgrabens gefunden. Er befand sich auf dem Gelände des Herzogin Gartens, parallel zur Ostra-Allee.
Areal des ehemaligen Herzogin Garten nordwestlich des Zwingers und südwestlich der Ostra-Allee. Die Grabungen im ersten Halbjahr 2014 erbrachten vor allem neuzeitliche Befunde von gärtnerisch genutzten Gebäuden sowie Erkenntnisse zum Weißeritzmühlgraben, der auf dem Gelände parallel zur Ostra-Allee angelegt war.
Fundstellen-Typ:
Vorstadtsiedlung
Befund
Befund-Beschreibung:
Die Medaille wurde im zugeschütteten Weißeritzmühlgraben gefunden.
Befund 45: Streufund aus der Verfüllung des Weißeritzmühlgrabens.
Scanner:
Aicon smartSCAN-HE C8 75mm | Streifenlicht | 0,02mm
Literatur
Bruno Kisch, Shekel Medals and False Shekels. Historia Judaica III/2 (New York 1941).
Gabriele Wagner, Görlitzer Schekel – Judaslohn, Fälschung, frommes Andenken. Archæo 18, 2021, 47–53.
Eigentümer/Nutzungsrecht
Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00301753
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Permalink
https://archaeo3d.de/sachsen/2021-08-25_cp_0002/
Zitat des Beitrags / Citation
Gabriele Wagner/Florian Innerhofer, Görlitzer Schekel. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (13.07.2022). https://archaeo3d.de/sachsen/2021-08-25_cp_0002/