Pflanztopf, verziert
Fundort: | Freiberg (Freiberg, Mittelsachsen) |
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Datierung: | Neuzeit | Frühe Neuzeit | 1400 - 1600 n. Chr. |
Material: | Irdenware |
Fundgegenstand: | Topf |
Objektbeschreibung:
Ein Pflanztopf aus heller Keramik. Der Topf wurde bei niedrigen Temperaturen gebrannt.
Der obere Rand des Topfes ist zahnförmig gestaltet. Diese Form wird auch Zinnen genannt. Jede Zinne hat auf beiden Seiten drei Stufen. Die Zinnen am oberen Rand sind rundum mit drei Wölbungen verziert. Darunter sind zwei gegenüberliegende Verzierungen in Form von Wellen. Sie laufen um den gesamten Topf.
Diese Verzierungen in Form von Wellen sind auch auf dem Henkel des Topfes. Wahrscheinlich hatte der Topf zwei Henkel.
Der Topf wird vom Rand zum Boden schmaler. Auf dem Topf sind noch weitere Verzierungen. Sie haben die Form von Linien. Sie laufen gerade und gewellt um den Topf. Im Boden des Topfes sind zwei kleine Löcher damit Wasser abfließen kann.
Solche Pflanztöpfe mit einem Rand aus Zinnen hat man bis jetzt nur in Sachsen und Baden-Württemberg gefunden. Die Fundstellen zeigen, dass es solche Pflanztöpfe in reichen Haushalten und in den Gärten des Adels gab. Die reiche Gestaltung zeigt, dass die Zucht von Topfpflanzen in den Städten im 15. Und 16. Jahrhundert eine große Bedeutung hatte.
Der Pflanztopf aus heller Irdenware hat eine konische Form, die ab der Randleiste nach innen zieht. Er weist einen getreppten Rand in Form eines Zinnenabschlusses auf, der aus jeweils drei Stufen besteht, die umlaufend wiederkehren. Dieser Randbereich ist mit fünf schmalen Leisten verziert, die im oberen Bereich die Treppung hervorheben. Die darunterliegende Wulst besteht aus zwei korrespondierenden welligen Tupfenleisten. Diese Verzierung findet sich auch auf dem noch erhaltenen, vertikal gerieften Henkel wieder. Auf dem hohen Unterteil ist zum Rand hin eine breite Kammverzierung zu erkennen, die aus zwei horizontalen Linienbündel mit dazwischenliegendem Wellenband besteht. Dabei berührt das geschwungene Ornament nur die untere Zierzone. Im Bodenbereich sind noch zwei kleine Entwässerungslöcher erkennbar, die eine Ansprache als Blumen- bzw. Pflanztopf unterstreichen. Wahrscheinlich befanden sich ursprünglich zwei Henkel an dem zu großen Teilen erhaltenen Gefäß. Solche Blumentöpfe mit Zinnenrand gibt es bisher nur in Sachsen und Baden-Württemberg. Sie fanden aufgrund der bisherigen Fundstellen vermutlich in reichen Haushalten oder solchen der Oberschicht sowie in Gärten des Adels Verwendung. In ihrer prägnanten Gefäßform unterstreichen sie die zunehmende Bedeutung der Topfpflanzenzucht in der städtischen Wohnkultur der Frühen Neuzeit.
Cornelia PönitzFundstelle
Fundstellen-Ort:
Domviertel, Heubnerstraße/Kreuzgasse | FG-327
Fundstellen-Beschreibung:
Der Pflanztopf wurde in der Altstadt der Bergstadt Freiberg gefunden. Der genaue Fundort war das Marienviertel, das ungefähr 1170 entstanden ist. Seit 1480 nennen die Bewohner von Freiberg es Domviertel.
Die Fläche der Grabung lag an der Nordseite eines erhöhten Vorsprungs. Der Vorsprung liegt im Osten und Süden ungefähr zwei Meter über der Heubnerstraße und der Kreuzgasse. Um den Vorsprung ist eine Stützmauer.
Die untersuchte Fläche befindet sich im Altstadtbereich der Bergstadt Freiberg im ca. 1170 entstandenen Marienviertel, welches seit 1480 als Domviertel bezeichnet wird. Anlass der Untersuchung war ein Anbau am Stadtarchiv mit Tiefgarage. Das Grabungsareal lag an der Nordseite einer spornartigen Erhöhung. Südlich und östlich erhebt sich das Gelände bis zu 2 m über die Heubnerstraße und die Kreuzgasse, jeweils eingeschlossen von einer Stützmauer.
Fundstellen-Typ:
Stadtkern
Befund
Befund-Beschreibung:
Der Pflanztopf war zerbrochen. Die Scherben wurden an verschiedenen Orten gefunden. Die meisten Scherben lagen im Westen der Fläche der Grabung und nördlich von einem Brunnen. Einige Scherben waren in der Erde, mit der der Brunnen gefüllt war. Wenige Scherben lagen in einer Toilette mit Sickergrube im Norden der Fläche der Grabung.
Das Gefäß stammt aus mehreren Befunden. Der Hauptteil wurde in der Brandschicht 19 gefunden, die im Westen der Grabungsfläche und nördlich eines Brunnens lag, in dessen Verfüllungen 18 und 181 ebenfalls weitere Fragmente auftauchten. Wenige Scherben traten in der Latrinenverfüllung 428 zutage, die sich weiter entfernt im Norden der Fläche befand.
Scanner:
Aicon smartSCAN-HE C5 400mm | Streifenlicht | 0,20mm
Literatur
Uwe Gross, Esslinger Funde – alt und neu. In: Hartmut Schäfer (Hrsg.), Stadt-Findung. Geschichte, Archäologie und Bauforschung in Esslingen (Bamberg 2001) 127; 131 Abb. 96,16–21.
Uwe Gross, Ungewöhnliche Keramikfunde aus den Grabungen des Jahres 2008 in Bruchsal. Teil 1: Ein hortus conclusus en miniature (?). Denkmalpflege in Baden-Württemberg 38, Heft 3, 2009, 186 f.
Andreas Heege, Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein. Bd. 2: Geschirrkeramik 12. bis 20. Jahrhundert (Vaduz 2016) 177–189.
Eigentümer/Nutzungsrecht
Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00368133
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Permalink
https://archaeo3d.de/sachsen/2022-07-21_tr_0001/
Zitat des Beitrags / Citation
Cornelia Pönitz, Pflanztopf, verziert. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (25.08.2022). https://archaeo3d.de/sachsen/2022-07-21_tr_0001/