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Vollplastische Tierfigur

Fundort: Zeithain (Zeithain, Meißen)
Datierung: Vorrömische Eisenzeit | ältere Billendorfer Kultur | 650 - 550 v. Chr.
Material: Ton
Fundgegenstand: Idol

Objektbeschreibung:

Tierfigur aus schwach gebranntem Ton mit gestrecktem, massigem Körper und leicht gewölbtem Rücken. Der kleine Kopf ist durch eine spitze Schnauze und das weit geöffnete Maul gekennzeichnet. Auffällig sind die beiden seitlichen, lappenartigen Vorsprünge, die vermutlich Ohren oder vielleicht auch ein gewundenes Gehörn andeuten, sowie die davorliegenden Vertiefungen, die wohl als Darstellungen der Augen anzusprechen sind. Die vier Gliedmaßen und der kräftige Schwanz sind alt abgebrochen. Die Figur kann keinem Tier eindeutig zugeordnet werden. Soweit die abgebrochenen Beine nicht täuschen, wird der Eindruck eines Schweines erweckt, wogegen aber der kräftige Schwanzansatz genauso spricht wie gegen Darstellung eines Widders. Nicht auszuschließen ist die Ausformung eines Bären oder eines Bibers, worauf viele der hier ausmodellierten anatomischen Merkmale hinweisen. Gerade dieses große Nagetier war sicherlich damals in der Elbaue weit verbreitet. Zweifelsfreie Aussagen zur Funktion der Tierfigur sind derzeit nicht möglich. Die Interpretationen reichen von wenig wahrscheinlichem Kinderspielzeug bis zu magischen Gegenständen.

Wolfgang Ender/André Schindler

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Kiesgrube ard-Baustoffwerke | ZH-43

Fundstellen-Beschreibung:

Elbaue östlich von Riesa, nördlich von Moritz und südlich der B 169 mit mehreren Siedlungsplätzen unterschiedlicher Epochen, die meist auf Uferwällen zwischen alten Elbschlingen liegen. Die Grabung fand im Juli/August 2022 statt.

Fundstellen-Typ:

Siedlung

Befund

Befund-Beschreibung:

Schnitt 1, Befund 16/17: Länglich-ovale, ca. N-S-ausgerichtete, hellgraue bis gelbbraune Verfärbung (3,6 x 1,8 m). Eine kreisrunde, teil überlappende Verfärbung im SO wurde zunächst als eigener Befund 17 erfasst, bildet aber im Profil mit Befund 16 eine Grube mit schrägsteilen Wänden und horizontaler Sohle. Die aus humosem, stark sandigem, schluffigem Lehm bestehende Verfüllung war mit Holzkohlestippen und vereinzelten Grobkieseln durchsetzt. Neben viel Rotlehm enthielt die Grube etliche Scherben, die sich teils zu größeren Gefäßfragmenten zusammensetzen lassen. In der mehrschichtigen Verfüllung gab es eine Strate vornehmlich mit Rotlehm und eine über der Sohle mit Keramik und Rotlehm.

Fundzusammenhang:

Die Tierfigur lag in der Verfüllung von Befund 16 in der Westhälfte der Grube, etwa 0,20 m unter dem Niveau von Planum 1 in der oberen rotlehmreichen Schicht, ohne dass aufgrund der starken Austrocknung des Bodens die genaue Lage lokalisierbar war.

Scanner:

Aicon smartSCAN-HE C8 75mm | Streifenlicht | 0,02mm

Literatur

Werner Coblenz, Tonplastiken von der Heidenschanze Dresden-Coschütz. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 5, 1956, 225–286.
Wilhelm Hoffmann, Zwei Grabhügel der jüngeren Bronzezeit aus dem Staatsforst Annaburg, Forstbezirk Rosenfeld, Kreis Torgau. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 38, 1954,105–111 mit Taf. XVII.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00368287

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Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2022-10-13_tr_0003/

Zitat des Beitrags / Citation

Wolfgang Ender/André Schindler, Vollplastische Tierfigur. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (26.01.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2022-10-13_tr_0003/

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