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Vollplastische Tierfigur

Fundort: Zeithain (Zeithain, Meißen)
Datierung: Vorrömische Eisenzeit | ältere Billendorfer Kultur | 650 - 550 v. Chr.
Material: Ton
Fundgegenstand: Idol

Objektbeschreibung:

Eine Tierfigur aus Ton. Sie wurde bei niedrigen Temperaturen gebrannt.

Die Figur hat einen gestreckten, massigen Körper und einen leicht gewölbten Rücken. Der Kopf ist klein und hat eine spitze Schnauze und ein weit aufgerissenes Maul. Besonders auffällig sind die beiden lappenartigen Vorsprünge an den Seiten des Kopfes. Das könnten Ohren oder gebogene Hörner sein. Vor den Vorsprüngen liegen zwei Vertiefungen. Sie sollen wahrscheinlich die Augen darstellen. Die vier Beine und der Schwanz sind schon vor langer Zeit abgebrochen.

Es ist nicht bekannt, welches Tier die Figur darstellen soll. Möglich ist, dass es ein Bär oder ein Biber ist. Sicherlich gab es in den Elbauen zu dieser Zeit viele Biber.

Welche Bedeutung die Tierfigur hatte, kann nicht genau gesagt werden. Die Erklärungen reichen von einem Kinderspielzeug, was eher nicht wahrscheinlich ist, bis zu einer magischen Figur.

Tierfigur aus schwach gebranntem Ton mit gestrecktem, massigem Körper und leicht gewölbtem Rücken. Der kleine Kopf ist durch eine spitze Schnauze und das weit geöffnete Maul gekennzeichnet. Auffällig sind die beiden seitlichen, lappenartigen Vorsprünge, die vermutlich Ohren oder vielleicht auch ein gewundenes Gehörn andeuten, sowie die davorliegenden Vertiefungen, die wohl als Darstellungen der Augen anzusprechen sind. Die vier Gliedmaßen und der kräftige Schwanz sind alt abgebrochen. Die Figur kann keinem Tier eindeutig zugeordnet werden. Soweit die abgebrochenen Beine nicht täuschen, wird der Eindruck eines Schweines erweckt, wogegen aber der kräftige Schwanzansatz genauso spricht wie gegen Darstellung eines Widders. Nicht auszuschließen ist die Ausformung eines Bären oder eines Bibers, worauf viele der hier ausmodellierten anatomischen Merkmale hinweisen. Gerade dieses große Nagetier war sicherlich damals in der Elbaue weit verbreitet. Zweifelsfreie Aussagen zur Funktion der Tierfigur sind derzeit nicht möglich. Die Interpretationen reichen von wenig wahrscheinlichem Kinderspielzeug bis zu magischen Gegenständen.

Wolfgang Ender/André Schindler/Cornelia Schuricht

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Kiesgrube ard-Baustoffwerke | ZH-43

Fundstellen-Beschreibung:

Die Figur wurde in der Elbaue östlich von Riesa, nördlich von Moritz und südlich der B 169 gefunden. Hier haben sich mehrere Siedlungen aus unterschiedlicher zeit befunden. Die Siedlungen lagen meist auf Uferwällen zwischen ausgetrockneten Armen der Elbe. Hier wurde im Juli und August 2022 gegraben.

Elbaue östlich von Riesa, nördlich von Moritz und südlich der B 169 mit mehreren Siedlungsplätzen unterschiedlicher Epochen, die meist auf Uferwällen zwischen alten Elbschlingen liegen. Die Grabung fand im Juli/August 2022 statt.

Fundstellen-Typ:

Siedlung

Befund

Befund-Beschreibung:

Eine Grube mit schräg stehenden Wänden und einem horizontalen Boden. Die Grube war gefüllt mit wasserdurchlässigem Lehm, vermischt mit Humus und viel Sand. In dem Lehm waren Reste von Holzkohle und größere Kieselsteine.

Außerdem waren in dem Lehm zahlreiche Tonscherben. Aus den Scherben konnten Teile von Gefäßen zusammengesetzt werden.

Schnitt 1, Befund 16/17: Länglich-ovale, ca. N-S-ausgerichtete, hellgraue bis gelbbraune Verfärbung (3,6 x 1,8 m). Eine kreisrunde, teil überlappende Verfärbung im SO wurde zunächst als eigener Befund 17 erfasst, bildet aber im Profil mit Befund 16 eine Grube mit schrägsteilen Wänden und horizontaler Sohle. Die aus humosem, stark sandigem, schluffigem Lehm bestehende Verfüllung war mit Holzkohlestippen und vereinzelten Grobkieseln durchsetzt. Neben viel Rotlehm enthielt die Grube etliche Scherben, die sich teils zu größeren Gefäßfragmenten zusammensetzen lassen. In der mehrschichtigen Verfüllung gab es eine Strate vornehmlich mit Rotlehm und eine über der Sohle mit Keramik und Rotlehm.

Fundzusammenhang:

Die Tierfigur lag in der Westhälfte der Grube. Der Boden der Grube war stark ausgetrocknet.

Es ist nicht bekannt, wo genau die Tierfigur gelegen hat.

Die Tierfigur lag in der Verfüllung von Befund 16 in der Westhälfte der Grube, etwa 0,20 m unter dem Niveau von Planum 1 in der oberen rotlehmreichen Schicht, ohne dass aufgrund der starken Austrocknung des Bodens die genaue Lage lokalisierbar war.

Scanner:

Aicon smartSCAN-HE C8 75mm | Streifenlicht | 0,02mm

Literatur

Werner Coblenz, Tonplastiken von der Heidenschanze Dresden-Coschütz. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 5, 1956, 225–286.
Wilhelm Hoffmann, Zwei Grabhügel der jüngeren Bronzezeit aus dem Staatsforst Annaburg, Forstbezirk Rosenfeld, Kreis Torgau. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 38, 1954,105–111 mit Taf. XVII.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00368287

Eine Wiedergabe ist mit dem Vermerk „© Landesamt für Archäologie Sachsen, Scan/3D-Modell: Thomas Reuter“ gestattet. Die Nutzung für kommerzielle Zwecke ist nicht gestattet.

Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2022-10-13_tr_0003/

Zitat des Beitrags / Citation

Wolfgang Ender/André Schindler, Vollplastische Tierfigur. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (26.01.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2022-10-13_tr_0003/

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