Apostellöffel
Fundort: | Rodewisch (Rodewisch, Vogtlandkreis) |
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Datierung: | Mittelalter | Spätmittelalter | 1400 - 1500 n. Chr. |
Material: | Messing |
Fundgegenstand: | Küchengerät, Eßbesteck und -zubehör |
Objektbeschreibung:
Ein Löffel aus Messing mit einer fast kreisrunden Laffe. Eine Laffe ist die Löffelschale, in der die Flüssigkeit aufgenommen wird. Die Laffe ist vorn aus sehr dünnem Messing. Näher zum Stiel wird das Messing dicker.
Der Stiel des Löffel ist am oberen Ende nach rechts gedreht, er sieht aus wie ein Gewinde. Nach etwas mehr als der Hälfte der Länge des Steils ist diese Drehung unterbrochen. Nach einer Verzierung rund um den Löffelstiel – einer Manschette – beginnt die Drehung wieder. Diesmal aber nach links.
Auf dem Ende des Stiel ist eine kleine Figur in einem langen Gewand mit vielen Falten. Die Figur steht auf einem Podest. In der linken Hand hält die Figur einen Kelch und in der linken Hand eine Schlange. Daran kann man erkennen, dass die Figur den Evangelisten Johannes darstellt.
Die Rückseite des Stiels ist flach und ohne Verzierungen.
Apostellöffel waren vom 15. Jahrhundert bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts weit verbreitet. n Oft wurden ganze Serien mit den 12 Aposteln und Christus hergestellt. Einzelne Löffel wurden oft zur Taufe geschenkt. Die Apostel sollten die ungetauften Kinder und die Kinder, die getauft werden, beschützen.
Im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen ist auch ein Apostellöffel ausgestellt. Auf dem Stiel von diesem Löffel ist der Apostel Andreas. Die beiden Löffel sehen fast gleich aus. Wahrscheinlich wurden die beiden Löffel zusammen hergestellt.
Apostellöffel aus Messing mit nahezu kreisrunder Laffe. Sie ist vorne sehr dünn ausgeführt, verdickt sich aber zum Stiel hin. Die halbplastische Verzierung des Stiels imitiert zwei gegenläufige Tordierungen, die durch eine Manschette getrennt sind. Das Stielende wird durch eine Apostelfigur in einem langen, faltenreichen Gewand auf einem kleinen Podest gebildet. Es handelt sich dabei aufgrund der Attribute, in der linken Hand ein Kelch, in der rechten eine Schlange, um Johannes den Evangelisten. Die Rückseite des Stiels ist flach und unverziert. Apostellöffel waren vom 15. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts verbreitet und wurden oft als ganze Serie mit allen 12 Aposteln und Christus hergestellt. Als Einzelstücke waren Sie beliebte Taufgeschenke, denn den Aposteln war der Schutz der Ungetauften und Täuflinge übertragen. Die Datierung erfolgt aufgrund der runden Laffenform und des kurzen Stiels ans Ende des Spätmittelalters. Ein nahezu identisches Stück mit dem gleichen halbplastischen Stiel, aber dem Apostel Andreas befindet sich in der Sammlung des Suermondt-Ludwig-Museums in Aachen, wahrscheinlich stammen die beiden Löffel aus derselben Produktionsserie.
Mareike WichmannFundstelle
Fundstellen-Ort:
Burg Göltzsch | RO-01
Fundstellen-Beschreibung:
Die Fundstelle befindet sich in einer Wasserburg südlich von Rodewisch. Sie liegt in einem flachen Gebiet am Ufer des Flusses Göltzsch. Um die Burg herum war ein breiter Wassergraben. Der Wassergraben war sieben Meter breit. Er diente dem Schutz der Burg.
In den Mauerresten der Burg wurden von 1937 bis 1939 Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden vor allem im Wassergraben viele Gegenstände gefunden. Sie stammen vor allem aus dem 15. Jahrhundert bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts.
Wasserburg südlich von Rodewisch im Auenbereich der Göltzsch. Im Bereich der Kernburg und des 7 m breiten Wassergrabens wurden 1937–1939 Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden besonders aus dem Graben mit sehr guten Erhaltungsbedingungen für organische Materialien große Mengen an Funden geborgen, die hauptsächlich aus der Zeit vom 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts stammen. Auch die frühere Bebauung mit Fachwerkgebäuden auf Bruchsteingrundmauern und Holzschindeldeckung konnte belegt werden.
Fundstellen-Typ:
Wasserburg
Befund
Befund-Beschreibung:
Der Apostellöffel ist ein Streufund. Das bedeutet: der Löffel lag einzeln im Wassergraben. Aus diesem Grund kann nicht genau festgestellt werden, wie alt er ist.
Nicht stratifizierter Streufund.
Scanner:
Hexagon StereoScan neo 200mm | Streifenlicht | 0,04mm
Literatur
Jochen Amme, Historische Bestecke: Sammlung Suermondt-Ludwig-Museum Aachen (Aachen 2011) 145; 164 f.
Gertrud Benker, Alte Bestecke: ein Beitrag zur Geschichte der Tischkultur (München 1978) 16–19; 49.
Carina Brumme, Apostellöffel. In: Hartmut Kühne u.a. (Hrsg.), Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland (Petersberg 2013) 134.
Klaus Marquardt, Europäisches Eßbesteck aus acht Jahrhunderten – eine Kunstsammlung (Stuttgart 1997) 34.
Eigentümer/Nutzungsrecht
Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00320923
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Permalink
https://archaeo3d.de/sachsen/2023-02-16_tr_0002/
Zitat des Beitrags / Citation
Mareike Wichmann, Apostellöffel. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (28.02.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2023-02-16_tr_0002/