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Tragbarer Ofen

Fundort: Rodewisch (Rodewisch, Vogtlandkreis)
Datierung: Mittelalter | Spätmittelalter | 1300 - 1450 n. Chr.
Material: Irdenware
Fundgegenstand: Feuerstätte, Ofen

Objektbeschreibung:

Tonnenförmiger, tragbarer Ofen aus heller Irdenware mit zwei Tragegriffen und Standboden. Der Tischofen wurde auf einer Drehscheibe hergestellt und besteht aus sandgemagertem, hellem Ton mit durch oxidierenden Brand rötlich-beiger Farbe. Der Rand ist nach außen umgebogen und gewellt. Drei horizontal umlaufende Kerben mit dazwischen liegenden Wellenfurchen gliedern die äußere Erscheinung. Die unten geschlossene Aschekammer ist durch eine Lochtenne von der oben offenen Brennkammer getrennt. Beide Bereiche haben eine seitliche Beschickungsöffnung, die Brennkammer hat außerdem zwei weitere Belüftungsschlitze direkt oberhalb der Tenne. Die Lochtenne, die eine gleichmäßige Luftzufuhr gewährleistet, weist auf die Verwendung von Kohle statt Holz hin. Drei weitere Durchstiche im oberen Drittel der Wandung erlauben einen Luftzug, auch wenn ein Gefäß obenauf gestellt wurde. Öfen dieser Art sind seit dem Spätmittelalter belegt und in zahlreichen alchemistischen Schriften des 16. bis 18. Jahrhunderts abgebildet und dienten z. B. Apothekern zum Destillieren, Erhitzen von Sandbädern oder zum Schmelzen von Metallen mit niedrigem Schmelzpunkt. Es handelt sich dabei um die einfachste Art eines alchemischen Ofens, dessen Hitzezufuhr nicht steuerbar ist. Vergleichsfunde fanden sich am Leipziger Augustusplatz oder auf der Burg Thann bei Nürnberg. Der Ofen weist keine Rußspuren auf, die eine Nutzung belegen würden. Aus Rodewisch liegen Fragmente von mindestens drei weiteren Tischöfen vor.

Mareike Wichmann

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Burg Göltzsch | RO-01

Fundstellen-Beschreibung:

Wasserburg südlich von Rodewisch im Auenbereich der Göltzsch. Im Bereich der Kernburg und des 7 m breiten Wassergrabens wurden 1937–1939 Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden besonders aus dem Graben mit sehr guten Erhaltungsbedingungen für organische Materialien große Mengen an Funden geborgen, die hauptsächlich aus der Zeit vom 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts stammen. Auch die frühere Bebauung mit Fachwerkgebäuden auf Bruchsteingrundmauern und Holzschindeldeckung konnte belegt werden.

Fundstellen-Typ:

Wasserburg

Befund

Befund-Beschreibung:

Nicht stratifizierter Streufund.

Scanner:

Hexagon StereoScan neo 350mm | Streifenlicht | 0,09mm

Literatur

Hieronymus Brunschwig, Liber de arte Distillandi de Compositis (Straßburg 1512) 104 f. 316 f. 534 f.
Martina Bundszus, Renaissancezeitliche Keramik von der Wasserburg Göltzsch. In: R. Smolnik (Hrsg.), Keramik in Mitteldeutschland – Stand der Forschung und Perspektiven. Veröff. Landesamt Arch. 57 (Dresden 2008) 253-255.
Alexandra van Gorkom, Der mittelalterliche Destillierofen und die Ofenkeramik der Burg Thann. In: B. Friedel/C. Frieser (Hrsg.), Nürnberg – Archäologie und Kulturgeschichte (Büchenbach 1999) 279.
Antoine Laurent Lavoisier, Traité élémentaire de chimie tome 2 (Paris 1789) 538 f. Taf. III; XIII.
Hans Nadler, Denkmalpflegerische Arbeiten an der frühmittelalterlichen Wehranlage Göltsch in Rodewisch. Építés-és Közlekedéstudományi Közlemények 10, 1966, 82 f.
Sigrid von Osten, Das Alchemistenlaboratorium von Oberstockstall. In: Alchemie und Wissenschaft des 16. Jahrhunderts: Fallstudien aus Wittenberg und vergleichbare Befunde (Halle/Saale 2016) 337–346.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00321667

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Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2023-02-21_tr_0002/

Zitat des Beitrags / Citation

Mareike Wichmann, Tragbarer Ofen. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (28.02.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2023-02-21_tr_0002/

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