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Tiegel mit Dreiecksmündung

Fundort: Rodewisch (Rodewisch, Vogtlandkreis)
Datierung: Neuzeit | Spätmittelalter bis frühe Neuzeit | 1400 - 1650 n. Chr.
Material: Irdenware
Fundgegenstand: Metallverhüttung/Gießereireste/Glasherstellung, Gußtiegel

Objektbeschreibung:

Tiegel mit symmetrischer, dreieckig ausgezogener Mündung und einer Wandstärke von ca. 0,7 cm. Der Tiegel wurde auf der Drehscheibe gefertigt und besitzt einen leicht konvexen Standboden. Er besteht aus klingend hart gebrannter, stark schamottierter Irdenware mit Spuren sekundärer Hitzeeinwirkung und Rußanhaftungen an einer Seite. Es befinden sich keine sichtbaren Reste des Schmelzgutes darin und auch keine sonstigen Benutzungsspuren. Dreieckstiegel sind bereits seit der Spätantike bekannt und wurden noch bis ins 20. Jahrhundert hergestellt, sie eignen sich besonders zum Schmelzen und Gießen. Da ihre Funktion die Form bedingt, verändern sie sich kaum, was ihre Datierung stark erschwert. In Laborausstattungen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit sind sie regelmäßig in großer Zahl vorhanden, so z. B. im Basler Laborfund der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts oder in den Laborfunden von Wittenberg (erste Hälfte 16. Jahrhundert) und Oberstockstall (Ende 16. Jahrhundert). Obwohl der Tiegel zu den Metallschmelztiegeln zählt, gehört er wie der Destillierhelm und der Tischofen vermutlich zu der auf Burg Göltzsch gefundenen Destillier- oder Laborausstattung eines mutmaßlichen Apothekers.

Mareike Wichmann

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Burg Göltzsch | RO-01

Fundstellen-Beschreibung:

Wasserburg südlich von Rodewisch im Auenbereich der Göltzsch. Im Bereich der Kernburg und des 7 m breiten Wassergrabens wurden 1937–1939 Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden besonders aus dem Graben mit sehr guten Erhaltungsbedingungen für organische Materialien große Mengen an Funden geborgen, die hauptsächlich aus der Zeit vom 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts stammen. Auch die frühere Bebauung mit Fachwerkgebäuden auf Bruchsteingrundmauern und Holzschindeldeckung konnte belegt werden.

Fundstellen-Typ:

Wasserburg

Befund

Befund-Beschreibung:

Nicht stratifizierter Streufund.

Scanner:

Hexagon StereoScan neo 200mm | Streifenlicht | 0,05mm

Literatur

Pia Kamber, Basel – Hauptstadt der Alchemie. In: Alchemie und Wissenschaft des 16. Jahrhunderts: Fallstudien aus Wittenberg und vergleichbare Befunde (Halle/Saale 2016) 335.
Sigrid von Osten, Das Alchemistenlaboratorium von Oberstockstall. In: Alchemie und Wissenschaft des 16. Jahrhunderts: Fallstudien aus Wittenberg und vergleichbare Befunde (Halle/Saale 2016) 343; 340.
Holger Rode, Die Abfallgrube der Alchemistenwerkstatt und die anatomischen Befunde im aufgelassenen Wittenberger Franziskanerkloster. In: Alchemie und Wissenschaft des 16. Jahrhunderts: Fallstudien aus Wittenberg und vergleichbare Befunde (Halle/Saale 2016) 35 f.
Christian-Heinrich Wunderlich, Keine „Alchimei böser Buben“. Spagyrische Arzneiproduktion in Renaissance und Barock am Beispiel der Laborfunde von Wittenberg und Huysburg. In: Alchemie und Wissenschaft des 16. Jahrhunderts: Fallstudien aus Wittenberg und vergleichbare Befunde (Halle/Saale 2016) 66 f.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00318557

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Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2023-03-06_tr_0001/

Zitat des Beitrags / Citation

Mareike Wichmann, Tiegel mit Dreiecksmündung. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (28.02.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2023-03-06_tr_0001/

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