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Blaue Klarglasperle

Fundort: Gärtitz (Döbeln, Mittelsachsen)
Datierung: Mittelalter | Frühmittelalter (mittel bis spätslawisch) | 900 - 1100 n. Chr.
Material: Glas
Fundgegenstand: Perle

Objektbeschreibung:

Die quaderförmige, rautenverzierte blaue Klarglasperle stellt die einzige Beigabe aus einem der mittelalterlichen Gräber dar. Die vier weißgelben Rauten haben eine etwas unterschiedliche Position auf der Perle. Die nächsten bekannten Vergleichsfunde stammen aus den Gräberfeldern Dziekanowicach und Bodzia in Polen. Das Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich jedoch noch weiter östlich: von der Ostslowakei bis nach Weiß- und Nordrussland (Gräberfeld Nefedevo oder Minino). Angenommen wird, dass die vermutlich in Byzanz hergestellten Perlen über Handelswege in die Verbreitungsregionen gelangten. Mittelsachsen stellt den bislang westlichsten Fundort dar. Aufgrund einiger Details wurde vermutet, dass es sich bei den Rauten um aufgebrachte Silberfolie handelt. Analysen an polnischen Exemplaren ergaben aber, dass wohl Silberpulver mittels Schablonentechnik aufgemalt worden war. Ob sich diese Technik auch für den ersten bekannten Fund aus Deutschland nachweisen lässt, ist Gegenstand aktueller Untersuchungen.

Thomas Lukas

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Karl-Erlebnis-Dorf Döbeln | GAR-21

Fundstellen-Beschreibung:

Bedeutende multikulturelle Fundstelle mit Nachweisen von Siedlungen der Bandkeramik, der frühen und jüngeren Bronzezeit sowie eines slawischen Gräberfelds des 10./11. Jahrhunderts. Während der von 2021 bis 2023 durchgeführten Grabungen konnten von den 35 Körpergräbern fünf untersucht werden. Die restlichen Bestattungen wurden konservatorisch überdeckt und bleiben im Boden erhalten. Zusätzlich wurden etwa 30 Leichenbrandnester im Bereich des Gräberfelds erkannt.

Fundstellen-Typ:

Flachgrab/Flachgräberfeld mit Körpergräbern

Befund

Befund-Beschreibung:

Befund 2343: Nordost-südwest-orientierte, abgerundet rechteckige Grabgrube von 1,84 m Länge und 0,77 m Breite. Die Verfüllung des noch 30 cm tiefen Befundes ist scharfbrüchig fleckig hellgrau, grau, graubraun mit gelbbraunen, orangebraunen Flecken. Ab dem Planum 2 zeichnet sich eine unregelmäßige rechteckige Schicht ab, die als Nachweis für einen Sarg oder ein Totenbrett angesehen werden kann. Aufgrund der schlechten Erhaltung konnten lediglich einige Langknochenfragmente sowie Zahnreste dokumentiert werden. Die bestattete Person wurde in gestreckter Rückenlage mit Kopf im Südwesten beigesetzt.

Fundzusammenhang:

Die Perle wurde in Planum 2, 15 cm unter Planum 1, im Hüftbereich bzw. am rechten Unterarm gefunden. Denkbar ist der Besatz an Kleidung oder als Teil eines Armbands. Eine Verlagerung durch Tiere kann nicht ausgeschlossen werden.

Scanner:

Digitalkamera | SfM (structure from motion) | 0,03mm

Literatur

Maria Dekówna/Tomasz Purowski, Paciorki szklane. In: Bodzia. Elitarny cmentarz z początków państwa polskiego (Warszawa 2016) 153–205.
Maria Dekówna/Tomasz Purowski, Biżuteria szklana z cmentarzyska w Dziekanowicach. In: Groby z biżuterią wczesnośredniowiecznego cmentarzyska w Dziekanowicach 1/ Graves with jewellery from the Early Medieval cemetery in Dziekanowice. Bibl. Stud. Lednickich 39 (Lednica 2019) 237–360.
Inna Kuzina, Glass beads in the northern regions of Rus’. Issues of trade routes and chronology. Archeologia Polski 61, 2016, 219–240.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00351824

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Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2024-02-26_tr_0001/

Zitat des Beitrags / Citation

Thomas Lukas, Blaue Klarglasperle. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (04.04.2024). https://archaeo3d.de/sachsen/2024-02-26_tr_0001/

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