Freitaler Saurierplatte
Fundort: | Döhlen (Freital, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) |
---|---|
Datierung: | Erdgeschichte | Perm, Döhlen-Formation | 299 - 296 Mio a vor heute |
Material: | Knochen |
Fundgegenstand: | allg. Fundklasse Sonstiges |
Objektbeschreibung:
Die international bekannte „Freitaler Saurierplatte“ stammt aus dem unteren Rotliegend, der Döhlen-Formation. Es handelt sich um einen Komplexfund aus sechs eng miteinander verschränkten Skeletten und stellt das einzige Material der etwa 1,2 m langen Gattung Pantelosaurus dar. Neben den Wirbeltieren sind mehrere Gliederfüßlerreste sowie Pflanzendetritus enthalten. Der Pantelosaurus war ein Fleisch- bis Allesfresser und womöglich das größte Raubtier seines Ökosystems. Die Saurier stammen aus der Zeit direkt vor dem Evolutionsschritt von reptilienähnlichen frühen Landwirbeltieren – den Pelycosauriern (nach moderner Klassifizierung nicht mehr zu den Reptilien gezählt) – zu den direkt erkennbaren Säugetiervorfahren (Therapsiden). Die wissenschaftliche Beschreibung des Stücks und die Präparation der Platte sind sehr wechselvoll und abenteuerlich bis hin zu einer „Geiselnahme“ durch den in der Weltwirtschaftskrise unbezahlt gebliebenen Präparator. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Kopien der Platte dem Britisch Museum in London verkauft und befinden sich heute auch in den USA und Moskau.
Manuel LappFundstelle
Fundstellen-Ort:
Königin-Carola-Schacht II | EXT-33
Fundstellen-Beschreibung:
Steinkohlengrube des Freitaler Bergbaureviers im westlichen Teil der Lagerstätte des Döhlener Beckens. Die im Plaunenschen Grund gelegene Doppelschachtanlage des Königlichen Steinkohlenwerkes Zauckerode war von 1872 bis 1956 in Betrieb.
Fundstellen-Typ:
Bergbau und Verhüttung
Befund
Befund-Beschreibung:
Die Platte wurde am 19. November 1901 entdeckt, als in etwa 300 m Tiefe über der 8. Hauptstrecke die Firste auf etwa 1 qm einbrach. Der vor Ort tätige Steiger Erler erkannte Knochenmaterial im Gesteinsschutt. Unter Anleitung von Markscheider Robert Hauße wurde dieses und die Platte im Hangenden geborgen. Es handelt sich um den Komplexbefund aus sechs eng miteinander verschränkten Skeletten der Gattung Pantelosaurus und wird am Top des obersten Kohlenflözes geologisch der Döhlen-Formation zugeordnet.
Fundzusammenhang:
Das ursprüngliche Sediment des Fossilskeletts musste wegen Eisensulfit-Ausblühungen durch „Marmorzement“ ersetzt werden. Die künstliche Einbettung erfolgte, weil der Spalt zwischen Grund- und Deckplatte durch viele Knochen ging und von oben Zugang zu ungebrochenen Knochenoberflächen hergestellt werden sollte. Wegen der Ausblühungen sollte die Matrix ohnehin entfernt werden, ist aber in einigen Flächen noch existent.
Scanner:
Aicon smartSCAN-HE C8 650mm | Streifenlicht | 0,21mm
Literatur
Günter Freyer, Die Saurierplatte mit Haptodus saxonicus (v. Huene) aus dem Perm des Döhlener Beckens und die Probleme ihrer Präparation. Sächsische Heimatblätter 39,6, 1993, 364–369.
Robert Hauße, Ein Massengrab von Sauriern im Unter-Rothliegenden des Döhlener Kohlenbeckens im Plauen’schen Grunde bei Dresden. Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen 1902, 25–50 Taf. I–III.
Friedrich von Huene, Ein neuer Pelycosaurier aus der unteren Permformation Sachsens. Geol. Pal. Abh. N. F. 14,5 (Jena 1925).
Frederik Spindler, Morphological description and taxonomic status of Palaeohatteria and Pantelosaurus (Synapsida: Sphenacodontia). Freiberger Forschungshefte C 550, H. 23 (Freiberg 2016) 1–57.
Frederik Spindler/Holger Rathaj, Zur Historie und Rekonstruktion von Pantelosaurus (Haptodus) saxonicus von Huene 1925. Veröffentlichungen des Museums für Naturkunde Chemnitz 33, 2010, 51–62.
Eigentümer/Nutzungsrecht
Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG)
Eine Wiedergabe ist mit dem Vermerk zum Eigentümer sowie „© Landesamt für Archäologie Sachsen, Scan/3D-Modell: Thomas Reuter“ gestattet. Die Nutzung für kommerzielle Zwecke ist nicht gestattet.
Permalink
https://archaeo3d.de/sachsen/2024-07-04_tr_0001/
Zitat des Beitrags / Citation
Manuel Lapp, Freitaler Saurierplatte. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (15.07.2024). https://archaeo3d.de/sachsen/2024-07-04_tr_0001/