Keltische Goldmünze
| Fundort: | Gundorf (Leipzig, Leipzig Stadt) |
|---|---|
| Datierung: | Vorrömische Eisenzeit | späte Vorrömische Eisenzeit | 250 - 200 v. Chr. |
| Material: | Gold |
| Fundgegenstand: | Münzen |
Objektbeschreibung:
Viertelstater vom Typ „Torques“/Variante II:16.2. Die konvexe Seite der Münze zeigt ein stilisiertes Menschen- oder Tiergesicht mit gebogenen Fortsätzen und runder Wölbung im Stirnbereich. Dieses Antlitz wird von einem sichelförmigen Objekt überwölbt. Die konkave Rückseite zeigt einen Halsring mit stempelförmigen Enden (Torques), der eine offene Wellenlinie mit rundem Objekt umschließt. Der Münztyp ist auf dem Gebiet des keltischen Stammes der Boier, dessen Siedlungsschwerpunkt in Böhmen und der Slowakei lag, verbreitet. Bereits im 4. Jh v. Chr. wurden dort griechische Münzen imitiert. Die vorliegende Münze gehört zu Prägungen, die ab 250 v. Chr. deutliche Bezüge zur einheimischen Bildsprache aufweisen: zur Symbolik, zur Mythologie und zu den Kunststilen der Kelten. Das antlitzartige Motiv auf der Vorderseite kann als stilisierte Herrscherdarstellung, aber auch als Mischwesen interpretiert werden. Die Bögen seitlich des Kopfes können als stilisierte Hörner gedeutet werden, was für eine Darstellung des keltischen Gottes Cernunnos (der Gehörnte) sprechen würde. Dieser wird als menschenartige Gestalt mit Hirschgeweih dargestellt, die in den Händen eine Schlange und einen Torques hält. Für diese Halsringe gibt es zahlreiche Vergleiche aus Gräbern sowie Bildquellen im gesamten keltischen Gebiet. In der Sammlung des LfA stellt dieser Fund die älteste Münze aus Sachsen dar. Damit verdichtet sich der Fundniederschlag an hochwertigen keltischen Importgütern westlich der Weißen Elster.
Anja Kaltofen/Sakia KretschmerFundstelle
Fundstellen-Ort:
Umgebung von Gundorf | GUD-15
Fundstellen-Beschreibung:
Ende Juli 2025 entdeckte der ehrenamtliche Mitarbeiter Daniel Fest bei einer Begehung mit der Metallsonde die Münze auf einer Ackerfläche.
Fundstellen-Typ:
Einzelfund
Befund
Befund-Beschreibung:
Lesefund
Scanner:
Hexagon StereoScan neo 75mm | Streifenlicht | 0,02mm
Literatur
Phyllis Fray Bober, Cernunnos: Origin and Transformation of a Celtic Divinity. American Journal of Archaeology 55, 1951, 13–51.
Norman Döhlert-Albani, Die eisenzeitliche Besiedlung im Südraum von Leipzig. Veröffentlichungen des Landesamts für Archäologie Sachsen 82 (Dresden 2025) 197–199.
Frank Falkenstein, Anmerkungen zur Herkunftsfrage des Gundestrupkessels. Prähistorische Zeitschrift 79, 2004, 57–88 bes. 63 f. Abb. 4.
Jiří Militký, Keltské mincovnictví ve 3. a 2. století prěd Kristem v Čechách (Praha 2018) 13; 69–72; 136; 138 f.
Rudolf Paulsen, Die Münzprägungen der Boier (Leipzig, Wien 1933) 37 f. 143 Taf. 10.
Eigentümer/Nutzungsrecht
Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00390000
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Permalink
https://archaeo3d.de/sachsen/2025-08-11_tr_0003/
Zitat des Beitrags / Citation
Anja Kaltofen/Sakia Kretschmer, Keltische Goldmünze. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (27.10.2025). https://archaeo3d.de/sachsen/2025-08-11_tr_0003/