Einschalige Gussform
Fundort: | Roßthal (Dresden, Dresden Stadt) |
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Datierung: | Bronzezeit | Lausitzer Kultur, Stufe der scharfkantigen, gerillten Ware | 1200 - 1000 v. Chr. |
Material: | Felsgestein |
Fundgegenstand: | Metallverhüttung/Gießereireste/Glasherstellung, Gußform |
Objektbeschreibung:
Einschalige Gussform, mit der mehrere Gegenstände gegossen werden konnten. Dazu gehört eine Knopfsichel mit Rückenrippe und Eingussstelle neben dem Knopf, ein Meißel mit leicht verbreiterter Schneide und ein länglicher Barren mit D-förmigem Querschnitt. Möglicherweise diente die runde, napfförmige Vertiefung im Zentrum als Form für eine Ronde, die zu runden Bronzeblechen ausgetrieben werden konnte. Die Verwendung für die einzelnen Gussstücke erfolgte nacheinander. Am ältesten ist wohl die Sichelform. Die Meißelschneide ragt in das Sichelnegativ und machte diese Form weitgehend unbrauchbar. Das Verhältnis zu den beiden anderen Formen ist unklar, aber vermutlich ist auch die Barrenform jünger als die Sichel. Da Eingusskanäle fehlen, dürften der Barren und die Ronde in der offenen Form gegossen worden sein, vermutlich gilt dies auch für den Meißel. Die Gussform besitzt oben einen Zapfen mit umlaufender Einkerbung, der zum festen Zusammenbinden mit einem Gegenstück, mutmaßlich zur Sichel gehörig, gedient haben dürfte. Einzigartig wird diese Gussform durch die Schmauchspuren, die sich auf dem Stein erhalten haben. Am auffälligsten ist die Zeichnung eines Vogels im Bereich des Sichelkopfes, die mit vielen anatomischen Details an die Vogelsymbolik der Bronzezeit erinnert, wobei die Position des Auges von dem Sichelknopfnegativ markiert wird. Dadurch wurde die zerbrochene Gussform, unabhängig ob die Spuren zufällig oder absichtlich entstanden, mit religiöser Bedeutung aufgeladen.
Florian InnerhoferFundstelle
Fundstellen-Ort:
Am Jochhöh | DD-102
Fundstellen-Beschreibung:
Südlich von Roßthal wurde an einem Richtung Nordosten abfallendem Hang im Bereich der Trasse der BAB 17 vor der Tunneleinfahrt Dölzschen zwischen Oktober 1999 und Juli ein größeres Siedlungsareal mit Befunden vor allem der Vorrömischen Eisenzeit und dem Frühmittelalter ausgegraben.
Fundstellen-Typ:
Siedlung
Befund
Befund-Beschreibung:
Befund 1300: Große, runde, fast zylindrische Siedlungsgrube von rund 150 cm Durchmesser und 130 cm Tiefe. Etwa 30–40 cm oberhalb der fundarmen Sohle befanden sich in einer engbegrenzten Schicht die meisten Scherben des großen Vorratsgefäßes, wobei der Boden fast vollständig erhalten war. In der Verfüllung oberhalb des Großgefäßes wurden weitere unterschiedliche Keramikfragmente und Bronzereste geborgen. Knapp unter dem Gefäßboden lag die Gussform.
Fundzusammenhang:
Möglicherweise reflektiert der Befund ein kultisches Geschehen, das in der gezielten Niederlegung der durch zufällige Schmauchspuren in Form eines Vogels mit besonderer Bedeutung aufgeladenen, in drei Teile zerbrochenen Gussform, eines ebenfalls fragmentierten Großgefäßes und weiteren Bronzefragmenten mündete.
Scanner:
Aicon smartSCAN-HE C5 200mm | Streifenlicht | 0,24mm
Literatur
Harald Stäuble/Patricia de Vries, Am Rand und dennoch nicht Peripherie. Ausgrabungen an der Autobahn 17. Dresdner Geschichtsbuch 8, 2002, 7–22 bes. 11–15.
Eigentümer/Nutzungsrecht
Landesamt für Archäologie Sachsen, Ausstellung: smac | 360°
AAS:00089724
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Permalink
https://archaeo3d.de/sachsen/2016-06-01_tr_0042/
Zitat des Beitrags / Citation
Florian Innerhofer, Einschalige Gussform. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (08.10.2024). https://archaeo3d.de/sachsen/2016-06-01_tr_0042/