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Bunt glasierte Reliefkachel

Fundort: Dresden Altstadt I (Dresden, Dresden Stadt)
Datierung: Neuzeit | Frühe Neuzeit | 1550 n. Chr.
Material: Irdenware
Fundgegenstand: Relief-Kachel

Objektbeschreibung:

Eine rechteckige Ofenkachel aus Irdenware. Für die Herstellung dieser Kachel wurde eine Form benutzt.

Diese Kachel diente der Verzierung, wahrscheinlich eines Ofens. Die Kachel ist mit einer gelb-braunen Glasur überzogen. Auf der Rückseite ist die Keramik ist an den Seiten verlängert und bildet einen Rahmen. So konnte die Kachel sicher befestigt werden. Der Rahmen ist zum Teil abgebrochen.

Auf der Kachel ist ein Ausschnitt aus der Geschichte des Joseph aus dem Alten Testament. Die farbigen Figuren sind als Relief dargestellt. Sie sind leicht aus dem Hintergrund herausgearbeitet.

Das Relief zeigt den Abschnitt der Geschichte, in dem Joseph von seinen Brüdern an Sklavenhändler verkauft wurde. Joseph war der Lieblingssohn seine Vaters. Er wurde übermütig und dachte, dass alle Menschen vor ihm knien sollten, auch sein Vater und seine Brüder. Die Brüder wurden sehr zornig und nutzten die Gelegenheit, als eine Karawane vorbeikam.

Dieser Teil der Geschichte ist auf der Kachel zu sehen. Auf der linken Seite wartet die Karawane. In der Mitte handeln die Brüder den Verkauf aus. Auf der rechten Seite ist Joseph, den seine Brüder festhalten.

Unter dem Relief ist eine Reihe aus Akanthusblättern zu sehen. Die Darstellung von Akanthusblättern wurden im Mittelalter oft als Verzierung genutzt.

Es gibt noch weitere Teile der Geschichte des Joseph auf Ofenkacheln.

Ähnliche Darstellungen der Geschichte des Joseph sind durch Funde aus Dänemark und Österreich bekannt.

Die querrechteckige Gesimskachel aus gelblich beiger Irdenware ist modelgeformt und auf der Rückseite mit Zargen versehen. Ihre Vorderseite zeigt einen Ausschnitt aus der alttestamentlichen Geschichte von Josef. Zunächst vom Vater bevorzugt, dann übermütig geworden, wird er von seinen missgünstigen Brüdern an zufällig vorbeiziehende Sklavenhändler verkauft (1. Mose 37,28). Die Figuren dieser Szene verteilen sich auf die ganze Kachelfläche. Auf der linken Seite wartet die Karawane auf den Erwerb, während dieser in der Bildmitte ausgehandelt wird. Rechts wird Josef von seinen Brüdern bereitgehalten. Den unteren Gesimsabschluss bildet ein hervorspringender Akanthusblattfries. Es gibt weitere auf Ofenkeramik vertretene Handlungsstränge der Josefsgeschichte. Die Motive sind zwischen Dänemark und Österreich aus archäologischen Zusammenhängen und aus Museumsbeständen bekannt. Als Vorlagen für die Kachelreliefs kommen Druckgrafiken aus den 1540er-Jahren in Betracht.

Martina Wegner/Cornelia Schuricht

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Ferdinandplatz | DD-245

Fundstellen-Beschreibung:

In den Jahren 2020/2021 fand gegenüber dem Rathaus Dresden auf dem Ferdinandsplatz eine Rettungsgrabung statt. Hier entsteht auf einer Fläche von 6300 qm ein Verwaltungszentrum.

Die Fläche liegt am nordöstlichen Rand der Seevorstadt in Dresden. In diesem Gebiet lebten seit dem späten Mittelalter (etwa ab 1300 bis 1500) Menschen. Das Gebiet ist seit dem späten 19. Jahrhundert dicht bebaut.

Im Zweiten Weltkrieg wurden alle Häuser zerstört.

In den Jahren 2020/2021 fand gegenüber dem Dresdner Rathaus auf der Freifläche „Ferdinandplatz“, wo ein Verwaltungszentrum entstehen soll, eine Rettungsgrabung auf rund 6300 qm statt. Die Ursprünge des Siedlungsquartiers am nordöstlichen Rand der Seevorstadt reichen bis in das Spätmittelalter zurück. Im Zweiten Weltkrieg wurde die ehemals dichte Bebauung zerstört.

Fundstellen-Typ:

Vorstadtsiedlung

Befund

Befund-Beschreibung:

Unter einer Straße, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, lag ein Brunnen. Vor der Zerstörung war das die Adresse Bankstraße 5.

Der Brunnen war rund und hatte eine Öffnung mit einem Durchmesser von 80 cm. Die Wand des Brunnens bestand aus grob bearbeiteten Sandsteinblöcken und Blöcken aus Kalkstein. Die Blöcke waren mit Lehm gemauert. Der Brunnen war mit Bauschutt gefüllt. Im Bauschutt wurden Scherben von reich und kunstvoll verzierter Irdenware, Steinzeug und Ofenkacheln mit einer schwarz-braunen Glasur gefunden.

Befund 1381: Im einstigen Straßenkörperbereich, auf Höhe der bis 1945 existierenden Bankstraße 5, wurde ein kreisrunder Brunnen entdeckt. Der äußere Durchmesser betrug rund 1,60 m, die Öffnung gut 80 cm. Er bestand aus grob behauenen, teilweise trapezförmigen, in Lehm und gleichmäßigen Lagen gesetzten Sandsteinquadern und Pläner. Aus seiner bauschuttreichen Verfüllung stammen zerscherbte, frühneuzeitliche Funde, darunter Irdenware mit Malhorndekor sowie Steinzeug und schwarzbraun glasierte Ofenkacheln.

Fundzusammenhang:

Wahrscheinlich stammen diese Kachel und die modelgeformte Reliefkachel (2022-05-19_tr_0002) von demselben Ofen.

Vermutlich Reste eines identischen Kachelofens.

Scanner:

Aicon smartSCAN-HE C5 400mm | Streifenlicht | 0,20mm

Literatur

Martina Wegner, Vom Sklaven zum König. Interessante Kachelfunde aus Dresden. Archæo 19, 2022, 22–23.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00347674

Eine Wiedergabe ist mit dem Vermerk „© Landesamt für Archäologie Sachsen, Scan/3D-Modell: Thomas Reuter“ gestattet. Die Nutzung für kommerzielle Zwecke ist nicht gestattet.

Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2022-05-19_tr_0001/

Zitat des Beitrags / Citation

Martina Wegner, Bunt glasierte Reliefkachel. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (14.04.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2022-05-19_tr_0001/


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