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Modelgeformte Reliefkachel

Fundort: Dresden Altstadt I (Dresden, Dresden Stadt)
Datierung: Neuzeit | Frühe Neuzeit | 1550 n. Chr.
Material: Irdenware
Fundgegenstand: Relief-Kachel

Objektbeschreibung:

Die über Eck angelegte Gesimskachel besteht aus gelblich beiger Irdenware, hat Zargen auf der Rückseite und ist bunt glasiert. Auf ihrer Vorderseite ist ein Ausschnitt aus der alttestamentlichen Geschichte von Josef zu sehen. Nachdem er von seinen Brüdern an Sklavenhändler verkauft worden und so nach Ägypten gelangt ist, dient er im Haus des hohen Beamten Potifar, bis er von dessen Frau der Vergewaltigung bezichtigt wird und im Gefängnis landet. Mit Gottes Hilfe erhält er jedoch als Traumdeuter die Gunst des Pharaos und steigt zum Vizekönig auf. Er führt durch je sieben Jahre Überfluss und Hungersnot und versöhnt sich letztendlich mit seinen Brüdern. Auf der erhaltenen schmalen Schauseite schildert der Pharao – mit Kopfbedeckung und hinter ihm eine weibliche Gestalt – seine Träume Josef (1. Mose 41,14–36). Dieser weist nach links auf die Gestirne in einem Rundbogenfenster. Der linke Randbereich ist weggebrochen. Zudem wurde das ursprüngliche Motiv, das
auf seiner linken Hälfte den zweiten Teil des Koppelfensters und weitere Personen abbildet, für das Eckkachelformat beschnitten. Den unteren Gesimsabschluss bildet ein hervorspringender Akanthusblattfries. Es gibt weitere auf Ofenkeramik vertretene Handlungsstränge der Josefsgeschichte, die zwischen Dänemark und Österreich aus archäologischen Zusammenhängen und aus Museumsbeständen bekannt sind. Als Vorlagen für die Kachelreliefs kommen Druckgrafiken aus den 1540er-Jahren in Betracht.

Martina Wegner

Fundstelle

Fundstellen-Ort:

Ferdinandplatz | DD-245

Fundstellen-Beschreibung:

In den Jahren 2020/2021 fand gegenüber dem Dresdner Rathaus auf der Freifläche „Ferdinandplatz“, wo ein Verwaltungszentrum entstehen soll, eine Rettungsgrabung auf rund 6300 qm statt. Die Ursprünge des Siedlungsquartiers am nordöstlichen Rand der Seevorstadt reichen bis in das Spätmittelalter zurück. Im Zweiten Weltkrieg wurde die ehemals dichte Bebauung zerstört.

Fundstellen-Typ:

Vorstadtsiedlung

Befund

Befund-Beschreibung:

Befund 1381: Im einstigen Straßenkörperbereich, auf Höhe der bis 1945 existierenden Bankstraße 5, wurde ein kreisrunder Brunnen entdeckt. Der äußere Durchmesser betrug rund 1,60 m, die Öffnung gut 80 cm. Er bestand aus grob behauenen, teilweise trapezförmigen, in Lehm und gleichmäßigen Lagen gesetzten Sandsteinquadern und Pläner. Aus seiner bauschuttreichen Verfüllung stammen zerscherbte, frühneuzeitliche Funde, darunter Irdenware mit Malhorndekor sowie Steinzeug und schwarzbraun glasierte Ofenkacheln.

Fundzusammenhang:

Vermutlich Reste eines identischen Kachelofens.

Scanner:

Aicon smartSCAN-HE C5 400mm | Streifenlicht | 0,21mm

Literatur

Martina Wegner, Vom Sklaven zum König. Interessante Kachelfunde aus Dresden. Archæo 19, 2022, 22–23.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen
AAS:00347675

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Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2022-05-19_tr_0002/

Zitat des Beitrags / Citation

Martina Wegner, Modelgeformte Reliefkachel. In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (14.04.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2022-05-19_tr_0002/


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