Maskenfibel
Gemarkung: | Pratzschwitz (Pirna, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) |
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Datierung: | Vorrömische Eisenzeit | Bodenbacher Gruppe (Lt A) | 450 - 430 v. Chr. |
Material: | Bronze |
Fundgegenstand: | Fibel |
Objektbeschreibung:
Zweigliedrige, im Bügel hohl gearbeitete Maskenfibel mit gestrecktem, großflächigem menschlichem Gesicht als Kopfpartie. Das männliche Antlitz ist mit Ausnahme der großen, hervortretenden Augen und blasenförmigen Spitzohren sehr naturalistisch gearbeitet. Unterhalb der Nase ist ein kleiner Schnauzbart erkennbar und auf den Wangen sowie dem Kinn ein Dreitagebart. Der in den Bügel übergehende Kopf ist mit einem Spitzhut bedeckt, der lediglich ornamental mit Linien und Kreuzschraffur angedeutet wird. Auch der Fibelfuß ist vollplastisch gearbeitet und stellt einen in Blickrichtung des Gesichts ausgerichteten Caniden, also Wolf oder Hund, dar. Auch hier sind die Details mit Ausnahme der großen hervortretenden Augen und der eher pferdeartigen Nüstern sehr naturgetreu gehalten. Die angedeuteten Fangzähne und kleinen Spitzohren lassen das Raubtier erkennen. Das Fell ist als gescheiteltes Tannenzweigmuster ausgeführt, was zeitgenössischen Vorbildern entspricht. Etwas ungewöhnlich ist die Darstellung einer Art geflochtener Mähne. Die Fibel zeigt eine sehr sorgfältig ausgeführte Spiralkonstruktion mit profilierten Achs-Endknöpfen und einer unteren Sehne, die den Bügelansatz umschlingt und so den Torques, den typischen Halsschmuck keltischer Krieger, andeutet. Stilistisch ist das hervorragend gearbeitete Stück ein gutes Beispiel für den frühen Stil der keltischen Kunst zu Beginn der Latènezeit mit deutlichen Einflüssen der durch geometrische Ornamente geprägten Hallstattkultur.
Fundstellen-Ort:
Kiesgrube Pratzschwitz | PRZ-65
Fundstellen-Beschreibung:
Größeres mehrperiodiges Siedlungsareal (v.a. jüngere Bronzezeit bis mittlere Vorrömische Eisenzeit) im Bereich der Niederterrassenkante zur Elbe hin auf dem Geländesporn östlich der Wesenitzmündung (Grabungskampagne von 2018).
Fundstellen-Typ:
Siedlung
Befund-Beschreibung:
233: Einzelne, durch den Bagger gestörte Gefäßniederlegung im Randbereich eines rechteckigen, tiefen Befundes ohne weitere Auffälligkeiten. Der kleine Zweihenkeltopf war vermutlich mit einer Deckschale abgedeckt und enthielt eng gepackt ein reiches Schmuckensemble aus drei Fibeln, einem Kettencollier und einer großen Menge an Perlen. Die Pretiosen befanden sich in einem Stoffbeutel, der wohl mit zwei Eisenringen verschlossen war. Möglicherweise ist das Ensemble als Depotfund anzusprechen.
Fundzusammenhang:
Die Fibel lag mit geöffneter Nadel im Henkeltopf.
Scanner:
Aicon smartSCAN-HE C5 200mm | Streifenlicht | 0,02mm
Ingo Kraft, Einzigartiger Keltenfund. Archæo 16, 2019, 55.
Ingo Kraft/Wolfgang Ender/Gabriele Wagner, Der Schmuckfund von Pratzschwitz. Eine keltische Schmuckausstattung vom Elbübergang bei Pirna in Sachsen (Dresden 2020).
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