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Jüdisches Ritualbad (Mikwe)

Fundort: Chemnitz (Chemnitz, Chemnitz Stadt)
Datierung: Neuzeit | Frühe Neuzeit | vor 1780 n. Chr.
Material: Diverses
Fundgegenstand: allg. Fundklasse Sonstiges

Objektbeschreibung:

Die Mikwe besteht überwiegend aus klosterformatigen, handgestrichenen Ziegelsteinen. Ausgehend von einer mit Ziegeln umfassten Porphyrstufe führt ein kurzer, leicht abfallender Gang mit Ziegelboden nach einer weiteren Stufe in einen Vorraum, der dem Entkleiden und der Vorreinigung gedient haben dürfte. In der östlichen Wand, die als zweischaliges Mauerwerk aus Stein mit Ziegelausbesserungen auf Ziegelsockel die Parzellengrenze markiert, ist eine kleine Nische ausgeführt, die vermutlich zur Ablage von Licht, Kleidung etc. verwendet wurde. Den westlichen Abschluss bildet eine schmale Ziegelwand, die von einem deutlich mächtigeren Steinfundament überbaut wurde. Über eine weitere Stufe erreicht man das eigentliche, ca. 0,7 m tiefe Tauchbecken, das überwölbt war. Reste hellen Verputzes sprechen für eine sorgfältige Gestaltung der Räume. Südlich an das Tauchbecken schließt ein brunnenartiger Ziegelschacht an, der nahe der Fassade an der Augustusburger Straße und damit in unmittelbarer Nähe zur Gablenz, aber innerhalb des Gebäudes lag. Schacht und Tauchbecken sind über eine überwölbte, später verkleinerte Öffnung verbunden. Das Becken füllte sich auch noch während der Ausgrabung stetig mit Grundwasser. Ob der Schacht der Regulierung des Wasserstandes gedient hat oder es sich dabei eher um eine Art Absatzbecken gehandelt hat, kann derzeit nicht entschieden werden. Auch die Baugeschichte der Anlage ist noch ungeklärt, wenngleich es Hinweise gibt, dass die Mikwe Umbauten erfahren hat.

Rebecca Wegener

Fundstelle archaeo | SN

Fundstellen-Ort:

Neue Johannisvorstadt | C-41

Fundstellen-Beschreibung:

Die Johannisvorstadt liegt vor der mittelalterlichen Stadtmauer an einer alten Handelsstraße. Das Viertel umfasste Wohn- und Wirtschaftsgebäude und lässt sich bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Ältere Befunde sind durch die Blockrandbebauung der Gründerzeit stark überprägt, die heute im Stadtbild nicht mehr zu erkennen ist. Zu den prägenden Gebäuden der Vorstadt gehörten, neben der Johanniskirche mit Friedhof, das Johannistor, das Spital St. Georg und das Gasthaus „Goldner Anker“.

Fundstellen-Typ:

Mikwe

Befund

Befund-Beschreibung:

Auf der Grabungsfläche wurden hauptsächlich Kellerensembles der Gründerzeit aufgedeckt. Von besonderer Bedeutung sind die Überreste des „Goldnen Ankers“, einer bekannten Gaststätte, die sich vor den Zerstörungen der Luftangriffe im Zwickel zwischen Dresdner Straße und alter Augustusburger Straße befunden hatte. Ihre Ursprünge sollen in einer Brennerei des 16., vielleicht schon des 15. Jahrhunderts liegen, aus der später eine Ausspanne in der Nähe des Johannistores vor der Stadt hervorging. Erhalten waren neben Resten des Inventars beispielsweise die Kühlzelle, ein aus Ziegeln errichtetes Weinregal sowie die Aufgänge zur Wirtschaft. Die Gaststätte wurde mehrfach erweitert, um- und ausgebaut.

Fundzusammenhang:

Die Mikwe (D-01280-05) wurde im Kellerbereich der Keimzelle des „Goldnen Ankers“ angetroffen.

Scanner:

Artec EVA | Handscanner | 2,03mm

Literatur

Peter Hiptmair/Rebecca Wegener, Ein seltenes Zeugnis jüdischer Kultur. Die neuentdeckte Mikwe in Chemnitz, Archæo 19, 2022, 4–15.
Rebecca Wegener, Zu den Herausforderungen der Errichtung eines archäologischen Fensters. Die freigelegte Mikwe in Chemnitz. Acta Praehist. et Arch. 55, 2023 (im Druck).
Stephan Weingart, Die Geschichte des „Goldnen Ankers“, Chemnitzer Roland 2022, Heft 3, 14–16.

Eigentümer/Nutzungsrecht

Landesamt für Archäologie Sachsen

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Permalink

https://archaeo3d.de/sachsen/2022-02-17_tr_0003/

Zitat des Beitrags / Citation

Rebecca Wegener, Jüdisches Ritualbad (Mikwe). In: Landesamt für Archäologie Sachsen, Website archaeo | 3D (15.08.2023). https://archaeo3d.de/sachsen/2022-02-17_tr_0003/


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